Schulter

Wunderwerk der Natur: die menschliche Schulter

Die Schulter ist eine großartige Konstruktion und besteht aus einem ausgeklügelten Zusammenspiel mehrerer Gelenke und der umliegenden Muskulatur mit einem fantastischen Ergebnis: die Schulter ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Der Arm kann nicht nur nach vorne und zur Seite um fast 180° angehoben, sondern auch annähernd 70° nach innen und außen gedreht werden.

Dieser große Bewegungsumfang gepaart mit einer außergewöhnlichen Muskelkoordination erlaubt es uns, sowohl banale Alltagstätigkeiten wie Haare waschen, komplexe berufliche Tätigkeiten wie Handwerksarbeiten, aber auch anspruchsvolle sportliche Aktivitäten wie Tennis auszuführen.

Es gibt verschiedene Krankheitsbilder der Schulter. Einerseits kann es zu Krankheiten wie Kalkschulter, Impingementsyndrom oder Omarthrose kommen. Andererseits ist die Schulter auch anfällig für Sportverletzungen wie ACG-Luxation, also eine Verrenkung des Schultergelenks.

Sie wollen noch mehr über die Schulter und ihre verschiedenen Krankheitsbilder erfahren? Dann finden Sie mehr Informationen über den Aufbau der Schulter in unserer Factbox.

Factbox:

Das „eigentliche“ Schultergelenk (Glenohumeralgelenk) wird vom Oberarmkopf auf der einen und der Gelenkpfanne des Schulterblattes (Glenoid) auf der anderen Seite gebildet.

Eine geringe knöcherne Führung ermöglicht einen enormen Bewegungsumfang im Glenohumeralgelenk. Der Oberarmkopf wird hauptsächlich durch die umliegende Muskulatur und Weichteile im Gelenk gehalten.

Eine zentrale Rolle spielt dabei die Rotatorenmanschette. Sie sorgt dafür, dass das instabile Schultergelenk gefestigt wird. Insgesamt besteht die Rotatorenmanschette aus vier Muskeln, die den Gelenkkopf des Oberarmknochens in die Skapula (Gelenkpfanne des Schulterblattes) spannt.

Das Schultereckgelenk (Akromioclaviculargelenk) verbindet das Schulterdach (Akromion) mit dem lateralen Ende des Schlüsselbeins (Clavicula). Da das Schultereckgelenk die einzige knöcherne Verbindung zwischen Schultergürtel und dem Rumpf darstellt, ist es besonders anfällig für Verletzungen (z.B. Schulterluxation durch Stürze auf die Schulter) und Abnützungen (z.B. durch Kraftsport), die durch hohe Krafteinwirkungen verursacht werden.

Das Skapultothorakalgelenk, die Verbindung zwischen dem Schulterblatt (Skapula) und dem Brustkorb (Thorax), ist für die Beweglichkeit der Schulter von großer Wichtigkeit. Störungen des koordinierten Bewegungsablaufs (Skapuladyskinesien, gestörter skapulathorakaler Rhythmus) zwischen Skapula, Oberarm und zuständiger Muskulatur führen zu Funktionsstörungen im Schultergelenk.

Liegt an einer dieser Strukturen ein Problem vor, wird das genau abgestimmte Zusammenspiel im Schultergürtel gestört und es kommt zu Schmerzen und Funktionseinschränkungen.

DDR. Leo Pauzenberger

Omarthrose

Bei der Arthrose des Schultergelenks (Omarthrose), handelt es sich um eine degenerative Erkrankung, bei der es zu einem chronischen Gelenkverschleiß der Schulter kommt.

Die zunehmende Abnützung führt zu Entzündungen und als Folge zu starken Schmerzen sowie Bewegungseinschränkungen. Kommt es zusätzlich zu einer Abnützung der Muskeln und Sehnen entsteht ein deutlicher spürbarer Kraftverlust.

Risse der Rotatorenmanschette begünstigen dabei durch fehlerhafte Gelenksmechanik die Entstehung von Schultergelenksarthrosen.

Neben der typischen Anamnese zeigt sich in der Untersuchung zuerst die eingeschränkte Beweglichkeit. Die Diagnose kann mittels Röntgenaufnahme bestätigt werden.

Eine Magnetresonanz- und eine Computertomographie können noch angeschlossen werden, um den Zustand der Muskeln, Sehnen und Knochen zu beurteilen sowie eine genaue Planung der Operation zu ermöglichen.

In der Frühphase der Erkrankung versuchen wir, durch konservative Maßnahmen Schmerzlinderung zu erreichen und die Beweglichkeit und Stabilität im Schultergelenk aufrechtzuerhalten.

Die Basis bildet dabei die Einnahme von entzündungshemmender Medikation sowie Physiotherapie zur Verbesserung der Beweglichkeit und Muskelkraft. Schwere Belastungen mit Gewichten oder im Beruf sollten wenn möglich reduziert werden.
Bei zunehmenden Beschwerden können ergänzende Cortisoninfiltrationen einen starken Entzündungsreiz unterdrücken.

Die neueste und sinnvollste Möglichkeit, um eine Operation zu vermeiden oder aufzuschieben, stellt eine regenerative Therapie mit Infiltrationen aus aufbereitetem Blutplasma (Platelet-rich Plasma – PRP, Autologous Conditioned Plasma – ACS) oder Stammzellkonzentraten, eventuell in Kombination mit Hyaluronsäure.

Falls die konservative Therapie nicht mehr entscheidend hilft, ist eine operative Therapie in Betracht zu ziehen.

Je nach Patientenalter sowie Zustand der Muskeln und Sehnen gibt es dabei verschiedene Möglichkeiten:

Bei nur gering ausgeprägten arthrotischen Veränderungen kann eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) als minimal-invasive Behandlung durchgeführt werden. Es wird hierdurch zwar die Arthrose nicht direkt behandelt, allerdings kann durch die Entfernung entzündlichen Gewebes, freier Gelenkskörper, knöcherner Anbauten, Vernarbungen, sowie Glättung des Knorpels mit geringem Aufwand und Risiko spürbare Besserung der Symptome erzielt werden. Besonders für junge, aktive Patienten stellt dies eine gute Option dar die Notwendigkeit für einen Gelenksersatz möglichst lange aufzuschieben.

Sind sämtliche Therapieoptionen ausgeschöpft, muss schließlich an eine endoprothetische Versorgung gedacht werden.

Bei einem lokal begrenzten Knorpelschaden bzw. einer mittelgradigen Arthrose kann der Knorpeldefekt mit Metall überzogen werden. Dies kann in geeigneten Fällen sogar arthroskopisch erfolgen – eine weltweit einzigartige Methode, die in Österreich entwickelt wurde. Die Patienten können dabei am selben oder nächsten Tag das Spital verlassen und den Arm schmerzabhängig wieder voll bewegen.
Ist die Abnützung schon deutlich fortgeschritten, Muskeln und Sehnen jedoch noch erhalten, kann eine sogenannte anatomische Schulterprothese implantiert werden. Hierbei wird der Oberarmkopf durch Metall ersetzt und die Schultergelenkspfanne je nach Bedarf durch eine Kunststoffpfanne ersetzt.
Falls die Muskeln und Sehnen allerdings degenerativ rupturiert sind, muss auf eine spezielle Art der Schulterprothese zurückgegriffen werden – eine sogenannte Inverse Schulterprothese. Dabei werden Kopf und Pfanne des Gelenks umgedreht, wodurch das Rotationszentrum der Schulter zur Körpermitte hin verschoben und dort fixiert wird. Dadurch verbessert sich der Hebelarm der Schulter und der Arm kann nur mit Hilfe des großen Deltamuskels in alle Richtungen bewegt werden.

Impingementsyndrom

Das Impingement-Syndrom ist eine der häufigsten Erkrankungen im Bereich der Schulter. Man versteht darunter das schmerzhafte Einklemmen der Schultersehnen (Rotatorenmanschette) zwischen Oberarmkopf und knöchernem Schulterblattdach (Akromion). Durch das wiederholte Einklemmen kommt es zu Entzündungen und Schädigungen der Sehnen sowie des Schleimbeutels. Der Schmerz erstreckt sich dabei meist über die Außenseite des Oberarms und die Bizepsmuskelregion.

Ursachen des Impingementsyndroms:

– Dynamische Faktoren (Muskelungleichgewicht der Schulterblattmuskulatur, unphysiologischer Bewegungsrhythmus und Schulterkapselschrumpfung):
o Wiederholte Mikrotraumata führen zu einem verdickten, entzündeten, schmerzenden Schleimbeutel und weiter zu Entzündung und Schwellung der Sehnen der Rotatorenmanschette (Tendinitis).
o Dauernde Mikrotraumata können Risse der Rotatorenmanschette und eine verdickte Narbenbildung hervorrufen (Tendinose).
o Mikrotraumata können auch die Bildung eines knöchernen Sporns am Ansatz des korako-akromialen Bandes hervorrufen, der diese Symptomatik noch verstärkt.

– Statische Faktoren (Veränderungen der knöchernen Strukturen des Schulterblattdaches können zur Einengungssymptomatik führen):
o verschiedene Schulterblattdachformen
o Knochenspornbildung
o degenerativ verändertes Schultereckgelenk
o selten ein instabiler, nicht verwachsener knöcherner Teil des Akromions (Mesakromion).

Ein Impingementsyndrom ist oft eine Ausschlussdiagnose. Daher ist eine gründliche klinische Untersuchung inklusive einer genauen Beurteilung der Schulterblattbeweglichkeit wichtig. Auf Röntgenaufnahmen können dann einengende knöcherne Engstellen zur Darstellung kommen. Bereits zu Beginn der Behandlung bietet sich eine sonographische Untersuchung (Ultraschall) an um frühzeitig Rupturen der Rotatorenmanschette auszuschließen. Mittels einer Magnetresonanztomographie kann letztlich das genaue Ausmaß der Sehnenschädigungen und etwaigen sonstigen Pathologien dargestellt werden, um die optimale Therapie einzuleiten.

Die Therapie richtet sich nach der genauen Diagnose, Dauer der Symptomatik, bestehenden Einschränkungen, bereits durchgeführten Therapien und individuellen Ansprüchen der Schulter. Ist die richtige Diagnose gefunden, können 90 % aller Impingementsyndrome ohne Operation erfolgreich behandelt werden.

Die konservative Therapie basiert dabei vor allem auf spezialisierter Physiotherapie zur Verbesserung fehlerhafter Bewegungsmuster, Muskelkräftigung sowie Dehnung der Schulterkapsel. Schmerzen können durch die Einnahme von entzündungshemmender Medikation und ergänzend durch Cortisoninfiltrationen in den Raum unter dem Schulterdach (Subakromialraum) gelindert werden.

Besonders bei hartnäckigen Sehnenentzündungen (Tendinitis), stellen physikalische Maßnahmen in Kombination mit regenerativen Therapien, wie etwas Infiltrationen aus aufbereitetem Blutplasma (Platelet-rich Plasma – PRP, Autologous Conditioned Plasma – ACS) oder Stammzellkonzentraten eine vielversprechende Option dar, um eine Operation zu vermeiden.

Sollten konservative Therapien keine Verbesserung bringen, kann ein arthroskopischer Eingriff durchgeführt werden. Hierbei werden knöcherne oder weichteilige Hindernisse beseitigt und so der Subakromialraum wieder erweitert.

Postoperativ kann sofort mit aktiven Bewegungsübungen begonnen werden, eine Schulterbandage wird nicht benötigt. Unterstützt werden kann die Nachbehandlung durch abschwellende Medikamente und lokale Eisanwendungen. Kräftigungsübungen können bereits nach 4 Wochen durchgeführt werden, sobald der annähernd volle Bewegungsumfang des Schultergelenks wieder erreicht ist. Bei richtiger Diagnose hat die Operation eine Erfolgswahrscheinlichkeit von 90%. Operationsspezifische Risiken beinhalten unter anderem Infektion, Hautnervenverletzungen, postoperative Schultersteife oder eine unvollständige Schmerzlinderung, treten aber glücklicherweise nur äußerst selten auf.

Frozen Shoulder

Eine spontane Schultersteife, aus dem Englischen auch oft “Frozen Shoulder“ genannt, kann grundsätzlich als primäre entzündliche Erkrankung der Gelenkkapsel des Schultergelenks ohne offensichtlichen Auslöser (idiopathisch) oder sekundär, meist nach Verletzungen oder Operationen der Schulter, auftreten.

Bei der primären Schultersteife kommt es aus bisher noch unbekannten Gründen zu einer Entzündung und massiven Verdickung, ähnlich einer Vernarbung, der Gelenkskapsel.

Menschen mit Erkrankungen der Schilddrüse oder Diabetes sind von diesem Krankheitsbild besonders häufig betroffen.

Im Anfangsstadium kommt es zunächst zu starken bewegungsabhängigen Schmerzen in der Schulter, wobei bereits kleine Bewegungen schmerzhaft sein können.

Zunehmend kommt es im Verlauf dann zu einer Einsteifung des Schultergelenks.

Grundsätzlich kann eine idiopathische Schultersteife wieder vollständig abheilen.

Jedoch kann diese Heilung bis zu 2 Jahre dauern und erfolgt leider oft nur unvollständig mit verbleibenden Restbeschwerden.

Die korrekte Diagnose kann üblicherweise bereits durch Anamnese und Untersuchung sichergestellt werden. Um keine Begleitpathologien zu übersehen kann die Diagnostik noch durch Ultraschall, Röntgen und MRT zur Beurteilung von Knochen und Weichteilen ergänzt werden. Insbesondere wenn es nach Schulteroperationen oder -verletzungen zur Schultersteife kommt, müssen mögliche anderen Ursachen ausgeschlossen werden.

In der Anfangsphase der Erkrankung kann versucht werden mit einer vorübergehenden Einnahme von stark entzündungshemmender Medikation (Kortison) den Krankheitsverlauf zu verkürzen bzw. abzumildern.

Physiotherapie geht häufig zunächst mit einer Verschlechterung der Schmerzen einher und ist oft erst in einem späteren Stadium zur Verbesserung der Beweglichkeit wieder sinnvoll.

Sollten sich Schmerzen und Bewegungseinschränkungen trotz konservativer Therapie nicht ausreichend verbessern, muss eine Arthroskopie des Schultergelenks in Betracht gezogen werden. Dabei kann das entzündete Gewebe entfernt und die verdickte Gelenkskapsel gelöst werden.

Dadurch kann der langwierige Krankheitsverlauf oft deutlich verkürzt und das endgültige Resultat wesentlich verbessert werden.

Für das bestmögliche Resultat sind im Anschluss an die Operation intensive Krankengymnastik und Bewegungsübungen notwendig.

Trotz optimaler konservativer und operativer Therapie kann die Behandlung einer Schultersteife 6-12 Monate in Anspruch nehmen.

AC-Gelenksarthrose

Das Gelenk zwischen dem Schulterdach (Akromion) und dem Schlüsselbein (Clavicula) wird als Akromio-Clavicular-Gelenk (kurz AC-Gelenk) oder auch als Schultereckgelenk bezeichnet.

Die Arthrose des AC-Gelenks zählt zu den häufigsten chronisch-degenerativen Erkrankungen.

Ab dem 30. Lebensjahr zeigen sich bereits bei vielen Menschen Abnützungen des Schultereckgelenks; ab dem 50. Lebensjahr zeigen sich dann beinahe bei 100% der Bevölkerung degenerative Veränderungen.

Diese äußern sich dann häufig durch ausgeprägte Schmerzen im Bereich des AC-Gelenks insbesondere bei Überkopfaktivitäten oder Belastungen des Schultergürtels.

Die Diagnose der AC-Gelenksarthrose erfolgt prinzipiell klinisch und kann mittels Röntgenbildern oder Sonographie (Ultraschall) bestätigt werden.

Typischerweise findet sich ein eindeutiger Druckschmerz über dem AC-Gelenk und das Greifen zur gegenüberliegenden Schulter ist schmerzhaft.

Ergänzend kann in der Magnetresonanztomographie eine Flüssigkeitseinlagerung in den Knochen (Knochenmarködem) oder ein Auflösen des Schlüsselbeinendes (Osteolyse) gezeigt werden.

Bei akuten Schmerzen wird eine lokale Infiltration mit Kortison durchgeführt. Dabei kann mittels Sonographie die korrekte Injektion in das durch die Degeneration stark verengte Gelenk bestätigt werden.

Die weitere Therapie basiert auf Physiotherapie mit Bewegungsübungen sowie diversen Wärme-, Strom, und Ultraschallbehandlungen, was meist eine deutliche Schmerzlinderung bewirkt.

Sollten diese Maßnahmen keine ausreichende oder langfristige Besserung bringen, kann an eine operative Behandlung gedacht werden.

Dabei werden im Rahmen einer arthroskopischen Operation (Schlüssellochchirurgie) die abgenützten Gelenksanteile entfernt und dieses somit erweitert.

Postoperativ genügt eine kurze Ruhigstellung in der Schulterschlinge oder im Dreieckstuch zur Schmerzreduktion in den ersten Tagen nach der Operation. Bereits nach 1-2 Wochen kann mit der Physiotherapie begonnen werden.

Durch die Operation kann in 80-90% der Fälle Schmerzfreiheit im Bereich des Schultereckgelenks erzielt werden.

Operationsbedingte Komplikationen wie Infektionen, Nerven- und Gefäßverletzungen, oder Instabilitäten des Gelenks sind äußerst selten.

ACG-Luxation

Eine Verrenkung des Schultereckgelenks ist eine der häufigsten Verletzungen am Schultergürtel.

Meist kommt es bei einem Sturz auf die Schulter oder den Arm, vor allem beim Fahrradfahren, Snowboarden, Schifahren oder Fußball zu einer Dehnung oder Zerreißung der gelenkstabilisierenden Bänder.

Das typische Symptom der Schultereckgelenkssprengung ist, neben lokalen Schmerzen und einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung, das federnde Höhertreten des Schlüsselbeins (Klaviertastenphänomen).

Weiters kommt es meistens auch zu nächtlichen Schmerzen beim Liegen auf der Schulter oder Schmerzen beim Abspreizen des Armes.

Im Rahmen von Gespräch und klinischer Untersuchung lässt sich meist bereits auf eine Verletzung des AC-Gelenkes schließen.

Das genaue Ausmaß und Verletzungsmuster lassen sich dann durch spezielle Röntgenaufnahmen darstellen.

Für spezielle Fragestellungen und bei Verdacht auf Begleitverletzungen können ergänzend noch eine sonographische Untersuchung oder MRT durchgeführt werden.

Im Falle einer reinen Dehnung oder nur teilweisen Rissen der stabilisierenden Weichteile reicht meist eine Ruhigstellung der Schulter in einer speziellen Schulterbandage für 2-3 Wochen gefolgt von Physiotherapie mit Bewegungsübungen.

Bei höhergradigen Verletzungen bzw. kompletten Rissen der Bandverbindungen wird meist die operative Versorgung empfohlen.

Bei frischen Verletzungen (innerhalb von 2 Wochen nach Operation) kann mittels arthroskopischer Operation (Schlüssellochchirurgie) das Schultereckgelenk mit Kunststoffbändern und Knochenankern direkt stabilisiert werden.

Bei länger zurückliegenden Verletzungen muss zur biologischen Verstärkung eine körpereigene Sehne (meist vom Kniegelenk entnommen) verwendet werden, um eine langfristige Stabilisierung zu gewährleisten.

Dabei zeigen sich keine wesentlichen Unterschiede im Endergebnis zwischen akuter Versorgung und verzögerter Operation nach initialer konservativer Behandlung.

Postoperativ wird der Arm für ca. 2 Wochen in einer speziellen Schulterbandage ruhiggestellt. Danach folgt Physiotherapie mit Bewegungsübungen zur Wiedererlangung der vollen Beweglichkeit und Steigerung der möglichen Belastung.

Nach ca. 6 Monaten wird in etwa 80-90% der Fälle wieder eine schmerzfreie Beweglichkeit des Schultergelenkes erreicht.

Kalkschulter

Bei der “Kalkschulter“ handelt es sich um eine eigenständige Erkrankung der Sehnen, bei der es aus bisher unbekannten Gründen zu kalkähnlichen Einlagerungen im Sehnengewebe, am häufigsten in der Supraspinatussehne, kommt.

Am häufigsten betroffen sind dabei Frauen zwischen 30 und 50 Jahren.

Oft verursachen die Kalkeinlagerungen keinerlei Beschwerden, wobei dann keinerlei spezielle Therapie erforderlich ist.

Werden Kalkeinlagerungen symptomatisch, äußert sich dies meist durch anhaltende Schmerzen, welche oft in der Nacht noch verstärkt sein können.

Akute Schmerzen wiederum können ein Zeichen für die Auflösung eines Kalkherdes sein.

Dabei kommt es manchmal zu einem plötzlichen Auftreten von starken Schmerzen, die so stark ausgeprägt sein können, dass schmerzbedingt der Arm praktisch nicht mehr bewegt oder das Schlafen in der Nacht unmöglich werden kann.

Im Rahmen des Gesprächs und der klinischen Untersuchung ergeben sich meist bereits die entscheidenden Hinweise zur richtigen Diagnose.

Der Verdacht auf Kalkeinlagerungen kann mittels Sonographie und Röntgenbildern bestätigt werden.

Dabei kann auch das Stadium der Erkrankung und die Beschaffenheit des Kalkdepots beurteilt werden.

Kalkdepots können sich prinzipiell spontan auflösen, was allerdings meistens mit erheblichen Schmerzen verbunden ist. Ist dies der Fall, ist es sinnvoll zunächst abzuwarten und mittels Schonung, entzündungshemmender bzw. schmerzstillender Medikation sowie bei Bedarf durch lokale Infiltrationen eine Schmerzlinderung zu erreichen.

Als Alternative zur Operation kann durch eine Stoßwellenbehandlung die Auflösung des Kalkdepots angeregt werden oder durch eine ultraschallgezielte Stichelung ausgespült werden.

Physiotherapie bzw. Bewegungsübungen verbessern die Symptome oft kaum.

Löst sich ein Kalkdepot über mehrere Monate allerdings nicht spontan auf und verursacht Schmerzen, so kann die arthroskopische Ausräumung (Schlüssellochchirurgie) des Kalkherdes in Betracht gezogen werden.

Der Eingriff dauert dabei nur ca. 20 Minuten und kann tagesklinisch durchgeführt werden.

Das Tragen einer Schulterbandage ist postoperativ meist nicht notwendig.

Durch die Operation kann in 80-90% der Fälle wieder eine schmerzfreie Situation erreicht werden.

Schulterinstabilität

Die Schulter ist grundsätzlich das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers.

Das “eigentliche“ Schultergelenk (Glenohumeralgelenk) wird vom Oberarmkopf auf der einen und der Gelenkpfanne des Schulterblattes (Glenoid) auf der anderen Seite gebildet.

Der Oberarmkopf wird hauptsächlich durch die Gelenkkapsel, umgebende Muskulatur bzw. Sehnen, sowie einen knorpeligen Ring (Labrum) im Gelenk gehalten.

Die geringe knöcherne Führung erlaubt dabei den großen Bewegungsumfang im Schultergelenk, macht es allerdings auch anfälliger für Luxationen (Ausrenkungen) bzw. zum am häufigsten luxierten Gelenk des menschlichen Körpers.

Die Ursachen für Instabilitäten des Schultergelenkes können zum einen anlagebedingt sein (z.B. durch sehr elastisches Bindegewebe, knöcherne Fehlstellungen, oder fehlerhafte Kontrolle der Muskulatur) oder als Folge von Verletzungen.

Eine Luxation des Oberarmkopfes aus der Gelenkspfanne führt meist zum Abriss des Labrums und der Gelenkskapsel oder Abbruch eines Knochenstückes der Gelenkpfanne.

Dadurch wird die Stabilität des Schultergelenks weiter reduziert und es kommt zu wiederholten Luxationen.

Um eine Schulterinstabilität zu diagnostizieren, liefert meistens bereits ein ausführliches Gespräch die entscheidenden Hinweise. Die Diagnose lässt sich dann mittels spezieller klinischer Tests meist eindeutig bestätigen.

Um das genaue Ausmaß der Verletzungen festzustellen, wird die Diagnostik durch Röntgenbilder, eine MRT, und ggf. eine Computertomographie ergänzt.

Jede Schulterverrenkung (Schulterluxation) sollte von einem Spezialisten begutachtet werden.

Prinzipiell ist zwischen anlagebedingter und traumatischer Schulterinstabilität zu unterscheiden.

Anlagebedingte Instabilitäten (z.B. durch sehr elastisches Bindegewebe, knöcherne Fehlstellungen, oder fehlerhafte Kontrolle der Muskulatur) werden zunächst durch spezielles Muskelaufbau- und Koordinationstraining behandelt, was in der Mehrheit der Fälle erfolgreich zu einer Stabilisierung des Schultergelenks führt.

Besteht trotz mehreren Monaten konsequentem spezialisierten Muskeltraining weiterhin eine Instabilität, so kann eine operative Therapie erforderlich sein. Dabei muss beachtet werden, dass die Ergebnisse der operativen Versorgung anlagebedingter Instabilitäten weniger zufriedenstellend sind als nach traumatischen Luxationen.

Kommt es im Zuge eines Unfalls zu einer erstmaligen traumatischen Luxation der Schulter, kann nach Ausschluss von Frakturen und verhakten Verrenkungen zunächst versucht werden, durch vorübergehende Ruhigstellung und anschließendes Muskeltraining, die Stabilität im Schultergelenk wiederherzustellen.

Es hat sich jedoch gezeigt, dass besonders bei jungen, sportlich und beruflich aktiven Patient:innen nach traumatischen Luxationen in den meisten Fällen die operative Versorgung die sinnvollste Therapieoption darstellt, um die natürliche Gelenkmechanik rasch wiederherzustellen und das Schultergelenk langfristig zu stabilisieren.

Bestehen insgesamt nur geringe Ansprüche an das Schultergelenk, kann bei älteren Patient:innen, nach Ausschluss von Begleitverletzungen (v.a. Rotatorenmanschettenrissen), angestrebt werden, durch Ruhigstellung und anschließendes Muskeltraining langfristig eine ausreichende Stabilität im Schultergelenk zu erreichen.

Prinzipiell muss die Therapieplanung individuell auf die/den jeweilige/n Patient:in abgestimmt werden. Sollte es jedoch nach erfolgter spezialisierter Rehabilitation zu neuerlichen Luxationen oder anhaltenden instabilitätsbedingten Symptomen kommen, ist in der Regel eine operative Therapie notwendig.

Sollte eine solche Operation notwendig werden, muss grundsätzlich zwischen zwei Situationen unterschieden werden, die für die Operationsplanung entscheidend sind:

Grob kann nach traumatischen Schulterluxationen entsprechend dem Verletzungsmuster unterschieden werden zwischen den häufigeren, reinen Weichteilverletzungen (v.a. Labrum und Gelenkskapsel) und Luxationen mit zusätzlichen knöchernen Verletzungen.

Im Falle einer vorangingen Weichteilverletzung (v.a. Labrum und Gelenkskapsel) wird die Operation meist arthroskopisch durchgeführt.

Dabei werden mit der Kamera das Gelenk und die Verletzungen zunächst genau evaluiert. Zeigen sich keine Begleitverletzungen, kann das abgerissene Labrum mit Hilfe spezieller Fadenanker wieder am Rand der Gelenkspfanne refixiert und die Gelenkskapsel gerafft werden, um die Stabilisation der Schulter durch den Weichteilmantel wiederherzustellen.

Ebendiese Operation kann in speziellen Fällen (v.a. bei Kollisionssportlern) auch in offener Technik durchgeführt werden, wodurch noch etwas zusätzliche Stabilität erreicht werden kann.

Kam es jedoch im Zuge der Luxation(-en) zusätzlich zu einer knöchernen Verletzung (Fraktur) der Gelenkspfanne, so muss diese wiederhergestellt werden, um langfristige Stabilität im Schultergelenk zu gewährleisten.

Zeigt sich nach akuter Luxation ein großes Knochenfragment, so kann dieses oft direkt refixiert werden.

Liegt kein ausreichend großes Knochenfragment vor oder liegt die Verletzung bereits zu lange zurück, gibt es verschiedenste Operationstechniken, die vom Prinzip her auf der Wiederherstellung der Gelenkspfanne durch Knochenentnahme (z.B. vom Beckenkamm oder vom Rabenschnabelfortsatz des Schulterblattes) und Implantation des entnommenen Knochens zur Wiederherstellung der Gelenkspfanne (z.B. Latarjet-Operation, J-Spanplastik, Beckenkammblock) beruhen.

Sämtliche Operationen haben dabei jeweils Vor- und Nachteile, weshalb die Therapie immer individuell auf den Patienten abgestimmt sein muss.

Ungeachtet der Operationsmethode ist für ein optimales Operationsergebnis und um erneute Luxationen zu vermeiden, eine spezielle Nachbehandlung erforderlich. Der Arm wird für 4-6 Wochen in einer Schulterbandage ruhiggestellt. Im Anschluss ist ein spezialisiertes Muskelaufbau- und Koordinationstraining sowie die Vermeidung von Überkopf- und Kontaktsportarten für etwa 4-6 Monate erforderlich.

In 90-95% der Fälle kann durch die Operation langfristig die Stabilität des Schultergelenks wiederhergestellt werden. Das tatsächliche Risiko für eine neuerliche Luxation hängt dabei stark von der Beanspruchung der Schulter ab.

Selten bleibt durch Raffung (Verkleinerung) der Gelenkskapsel im Rahmen der Operation eine Einschränkung der Außenrotation des Armes.

Komplikationen wie Infektionen, Nerven- und Gefäßverletzungen sind ebenfalls selten, nehmen allerdings mit Ausmaß der notwendigen Operation zu.

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OA. Priv. Doz. DDr. Leo Pauzenberger, MBA Orthopäde in Wien